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01.02.23 –
Rede von Johannes Wiegel, unserem Sprecher für Religion und Gesellschaft in der Stadtratsfraktion, in der Stadtratssitzung am 1. Februar 2023 zu der städtischen Vorlage „Aberkennung der städtischen Würdigungen von Bischof Stein“:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Demokrat*innen hier im Sitzungssaal und zu Hause an den Bildschirmen,
ich kann es nicht leugnen, dass es diesen Antrag heute nun endlich gibt, er sogar von der Veraltung selbst gestellt wird und sich, dadurch bedingt eine große Mehrheit abzeichnet, ist ein Erfolg.
In erster Linie und ganz ausdrücklich aber einer für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch die katholische Kirche und allen voran MissBiTs. Es zeigt, dass es sich lohnt hartnäckig zu bleiben und dass man in der politischen Auseinandersetzung manchmal einen sehr langen Atem braucht und – gerade in diesem Fall – leider auch bis an oder über die persönlichen Belastungsgrenzen gehen muss. Wenn die Politik am Ende eines lange Prozesses dann zu der Erkenntnis gelangt, die Forderung dieser im Druck nicht nachlassenden Betroffenen war richtig und wird umgesetzt, bricht sie sich – aus meiner Sicht auch keinen Zacken aus der Krone, dies offen zu benennen. Daher möchte ich mich an dieser Stelle für meine Fraktion und hoffentlich für eine Vielzahl der Ratsmitglieder direkt an MissBiT wenden und zwei Worte sagen: Danke und Entschuldigung! Danke dafür, dass Sie nie nachgelassen haben und Entschuldigung dafür, dass das Verfolgen der politischen Debatten und die lange Dauer des Prozesses bei nicht wenigen von Ihnen alte Wunden aufgerissen hat, wie ich aus persönlichen Gesprächen weiß.
Ebenfalls danken möchte ich an dieser Stelle Frau Dr. Haase und Prof. Raphael, welche durch das Vorlegen ihres Zwischenberichts der von der Kommission beauftragten Studie, den entscheidenden Anstoß geliefert haben.
Ich denke zu dessen Inhalten und den genauen Gründen, warum die Würdigungen Steins nun doch noch zurückgenommen werden, werden meine Kolleg*innen sicher noch viel sa-gen.
Daher möchte ich nun an dieser Stelle noch ein wenig vorausblicken. Denn für uns ist entscheidend festzuhalten, dass mit der heutigen Beschlussfassung weder der konkrete Prozess zu Bischof Stein noch die generelle Auseinandersetzung mit dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche abgeschlossen sind.
Zum konkreten Prozess Bischof Stein sind uns als Fraktion folgende Punkte wichtig:
Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Zwischenberichts haben die Autoren der Studie sehr deutlich gemacht, dass aus Sicht der Geschichtswissenschaft ein einfaches Tilgen und
Unsichtbar machen des bisherigen Namens des Platzes nicht ratsam ist. Stattdessen plädier-ten sie für eine Lösung die deutlich macht, dass es einen Namenswechsel gab und warum. Diesen Vorschlag teilen wir. Außerdem hoffen wir, dass der Prozess zur Neufindung eines Namens nun zügig voran geht und wünschen dem Ortsbeirat viel Erfolg beim Entwickeln eines Vorschlages den wir als Rat möglichst zeitnah beschließen können.
Bleibt schließlich noch der eben angeführte zweite Punkt zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Missbrauchsskandal. Sowohl die Ausführungen von Prof. Raphael und Dr. Haase bei der PK, als auch der Blick in andere Bistümer legen nahe, dass mit der Analyse der Ära Bischof Stein erst ein Anfang gemacht wurde und bei der weiteren Bearbeitung noch Erkenntnisse zu erwarten sind, welche durchaus weitere Konsequenzen nötig machen. Besonders wenn man bedenkt, dass die Autoren von der Ära Stein ab nun immer näher an die Gegenwart – und damit auch an noch lebende und in Amt und Würden befindliche Kleriker – herankommen wollen, wird es da sicher noch spannende Debatten geben. Vermutlich werden die wenigstens Konsequenzen politisch gezogen werden müssen, aber es wird bestimmt auch weiter viel gesellschaftlichen Druck brauchen, damit solche nötigen Reaktionen erfolgen. Daher möchte ich zum Ende an uns alle als Gesellschaft appellieren: Lassen Sie uns auch weiterhin auf Forderungen von Betroffenen hören und wachsam bleiben! Danke!
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