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02.11.10 –
Vor meinem Fenster liegt ein Schulhof. Das ist einerseits laut und andererseits sehr interessant. Ich bin in Duisburg geboren und bei uns war es in der Schule etwas anders. Wir haben auch gerauft und geschrieen und Fangen gespielt.
Aber wir haben auch gesungen und das ist anscheinend aus der Mode gekommen. Wir waren vielsprachiger, denn der Ausländeranteil lag bei etwa 80 Prozent. Natürlich nur in der Grundschule, denn danach wird separiert. Aber die ersten vier Jahre gewöhnte ich mich an türkische Tänze und vor allem türkische Pizza als Bestandteil jeder Schulfeier.
Ich bin ein bisschen türkisch sozialisiert. Ich koche gerne, halte Gastfreundschaft für ein hohes Gut und glaube daran, dass Männer ohne Anweisungen auf Kinder aufpassen können. Ich kann die meisten türkischen Namen richtig schreiben und viele davon aussprechen.
Leider spreche ich kein türkisch. Der einzige Versuch, es zu lernen, endete darin, dass man mir erklären musste, was eine Schattenmorelle ist. Abgesehen von den Sprachproblemen war ich in meiner türkischen Clique gut integriert und für mich wurde immer simultan übersetzt. Nie wurde ich wegen meiner fehlenden Korankenntnisse ausgeschlossen.
Das mit der Integration kann so einfach sein. Wenn sich nicht einer integrieren muss, sondern von der Gesellschaft integriert wird. Natürlich ist es einfacher für einen Europäer, deutsch zu lernen als für einen Araber oder Chinesen. Dass hat nicht nur etwas mit gutem Willen zu tun. Jeder, der das behauptet, möge bitte bis nächsten Monat eine andere Schrift lernen. Es ist auch nicht einfach, sich in einer anderen Kultur zurechtzufinden. Es ist ungewohnt, macht verhaltensunsicher und manchmal richtig ängstlich. Das sollten wir berücksichtigen, wenn wir mit Menschen reden, die in Trier fremd sind. Sie werden nicht versuchen, mehr mit Deutschen zu unternehmen, wenn sie das Gefühl haben, als Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden.
Einfach an Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes denken und sich daran halten.
Christiane Wendler
Kategorie
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