2010

Etwas zu Etwassen

25.05.10 –

Für einen Elefanten dürfte es relativ gleichgültig sein, ob er auf eine Maus tritt oder ob eine Maus auf ihn tritt. Für die Maus ist das ein gehöriger Unterschied.
Um zu begreifen, warum das so ist, muss man sich nicht mit tiefschürfenden Physik-Kenntnissen belasten. Trifft ein Etwas mit großer Masse auf ein Etwas mit kleiner Masse, so endet das eher für das kleinere Etwas ungünstig.

Solche Erkenntnisse scheinen im gesamten bekannten Universum zu gelten. Im gesamten bekannten Universum? Nein, eine Ausnahme gibt es, einen Bereich, in dem zwar die Physik auch ihre Wirkung entfaltet, die Erkenntnis darüber aber einfach außer Kraft gesetzt zu sein scheint: der Straßenverkehr.
Hier geschehen tagtäglich Sachen, die einen daran zweifeln lassen, ob sich der Mensch mit Recht zu den intelligenten Spezies zählt.

Wenn beispielsweise in einer engen Straße ein kleines Etwas (Fahrrad samt Fahrer) auf ein großes Etwas (Auto samt Fahrer) zukommt und der mutmaßlich intelligente Teil des großen Etwas denkt, das kleine Etwas verhalte sich regelwidrig, passiert gerne Folgendes: Das große Etwas wird zuerst mal von seinem mutmaßlich intelligenten Teil deutlich beschleunigt. Die Tatsache, dass es kurz vor dem kleinen Etwas zum Stehen kommt, hängt wohl eher damit zusammen, dass sich kleine Etwasse lebendig besser beschimpfen lassen.

Nur der Vollständigkeit halber weise ich hier darauf hin, dass für solches Verhalten nicht mal ein Regelverstoß kleiner Etwasse nötig ist, manchmal scheint deren pure Existenz zu genügen, um den Verstand herunterzufahren und durch einen kräftigen Tritt aufs Gaspedal zu ersetzen. Hardware ohne Software!

Liebe Autofahrer! Bitte be-denkt(!): Egal wie sehr Ihr Euch auch im Recht fühlt, Ihr seid die Stärkeren, nicht wegen Eurer Muskeln, sondern allein deshalb, weil ihr eine halbe Tonne mehr Masse unterm Hintern habt als Radfahrer und Fußgänger. Mal abgesehen davon, dass es zwei Paar Schuhe sind, sich im Recht zu fühlen oder im Recht zu sein: In jedem Fall: Verstand bitte anlassen!

 

Reiner Marz

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