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09.07.20 –
„Jugendliche müssen im öffentlichen Raum als eigenständige Gruppe mit legitimen Bedürfnissen betrachtet werden (...)" (Zitat AG Spielraum 05.11.2008 im Jugendhilfeausschuss)
Der Stadtrat beschloss (bei 3 Enthaltungen) das Konzept zur Jugendraumplanung:
Die Verwaltung wird beauftragt, eine Gesamterhebung aller in städtischer und sonstiger Trägerschaft bestehenden Jugendräume und Flächen durchzuführen. Diese Erhebung soll den beteiligten Gremien und Ausschüssen als Grundlage für eine Bedarfsanalyse dienen. Bei der Ermittlung des Bedarfs sollten die bereits in den Stadtteilrahmenplänen gelisteten Bedarfe berücksichtigt werden.
Auf dieser Grundlage entwickelt die Verwaltung ein Konzept zur Planung von Öffentlichen Räumen, welche zur Nutzung durch Jugendliche vorgesehen sind.
Bei der Entwicklung des Konzeptes zur Planung von Jugendräumen sollen Grundlagen für eine qualifizierte Beteiligung der Jugendlichen geschaffen werden, die sich u.a. an den Leitzielen der rheinland-pfälzischen Jugendstrategie und der des Bundes orientiert und an denen Trier als Stadt bereits teilnimmt. Die Zielgruppe soll sowohl ortsteilbezogen und als auch stadtteilübergreifend beteiligt werden, damit sozialräumliche Anforderungen in das Planungskonzept einfließen. Das Jugendparlament (u.a. AG Freizeit und öffentliche Plätze/Jugendcafé) ist zu beteiligen, und die Ergebnisse der Jugendkonferenzen sollen in das Konzept einfließen.
Dabei ist die volle und wirksame Teilhabe (Inklusion1) aller Jugendlichen in allen Phasen der Konzepterstellung zu berücksichtigen. Zugangsbarrieren sind abzubauen und Unterstützungsangebote zur Einbringung eigener Interessen und Bedarfe bereitzustellen, so dass eine echte demokratische Partizipation aller gewährleistet werden kann. Als Arbeitsfelder fließen diese Aspekte in das Planungskonzept entsprechend ein.
(1 Behinderung, Geschlechterrolle, ethnische, sprachliche, kulturelle und religiöse Hintergründe oder die soziale und familiäre Herkunft)
Das Konzept „Jugendraum(leit)planung" wird in folgenden Teilschritten des Entwicklungsprozesses den beteiligten Gremien und Ausschüssen sowie dem Stadtrat vorgelegt: Die Verwaltung unterrichtet im 4. Quartal 2020 den Jugendhilfeausschuss anhand eines Zeitplans über die Planungen. Ziel sollte sein, dem Stadtrat und den beteiligten Ausschüssen das Konzept im 3. Quartal 2021 zur Beschlussfassung vorzulegen.
Begründung:
Bei beiden bisher stattgefundenen Jugendkonferenzen bildeten die Themen „öffentlicher Raum" und „öffentliche Plätze für Jugendliche" einen Schwerpunkt der Wünsche/Forderungen der teilnehmenden Jugendlichen. Schon bei der Jugendkonferenz im Jahr 2018 sprang die provokante Frage auf einem Plakat „Sind wir obdachlos?!" sofort ins Gesicht. Es ist auch nicht überraschend, dass schon im Jahr 2008, die „legitimen Interessen der Jugendlichen" von der AG Spielraum zusammengefasst wurden und die AG forderte, dass „auf deren Erfüllung in einem berechtigen Rahmen genauso hingearbeitet werden sollte wie auf die Erfüllung der Bedürfnisse anderer Nutzergruppen im Stadtteil wie Kinder, Familien oder Senioren."
Wir alle wertschätzen die sehr gute und wertvolle Arbeit im Bereich der Spielraumleitplanung und denken, es ist an der Zeit, ein Konzept zu entwickeln, weiches auf der Grundlage einer Bedarfsanalyse, einer IST-Analyse, die das Vorhandensein und mögliche Entwicklungspotentiale von bereits bestehenden Jugendräumen in den Blick nimmt, kurz-, mittel- und langfristige Entwicklungsziele in einem Planungskonzept „Jugendräume" festhält.
Jugendliche und junge Erwachsene brauchen Orte und Freiraume. Die Verfügung über eigene Räume, in denen sie sich mit anderen treffen und sich entwickeln können, ist von fundamentaler Bedeutung. Hier können sie Verantwortung übernehmen und die direkten Erfolge ihres Engagements erfahren. Schaffung von Spielflächen für Jugendliche, die ihren Freizeitbedürfnissen entgegenkommen. Dies umfasst Bolzplätze,
Skateranlagen, Rollhockeyfelder, Basketballplätze, usw. In diesem Zusammenhang soll auch auf die Nutzung von Sporthallen und Sportplätzen hingewiesen werden. Es müssten Möglichkeiten geschaffen werden, dass Jugendliche auch ohne Anbindung an Vereine diese Räumlichkeiten zur sportlichen Betätigung nutzen könnten, so wie es als Wunsch bereits vielfach von ihnen artikuliert wurde. Auch die Schaffung von überdachten Spielflächen, die auch bei schlechter Witterung ein Spielen in der freien Natur ermöglichen. Begrünung und Öffnung von Schulhöfen: Die vorhandenen Flächen sollten auch außerhalb von Schulzeiten von den Kindern und Jugendlichen der Umgebung genutzt werden können. Eine jugendgerechte Raumplanung sowie die Schaffung eines jugendfreundlichen Wohnumfelds sollten fester Bestandteil von Stadtentwicklung werden. Sozialer Raum und das Handeln der Bezugsgruppe sind immer miteinander verbunden. Die Instandhaltung und Einrichtung durch eine neue bzw. erweiterte Zweckbindung verfügbarer öffentlicher Räume sowie mehr Kooperationen zur Nutzung öffentlich zugänglicher Sportplätze und Bildungseinrichtungen könnten Teil einer neuen Perspektive werden, die sich an den Bedürfnissen junger Menschen orientiert.
Gleichzeitig freuen wir uns darüber, dass die Stadt Trier das Ziel einer „Eigenständigen Jugendpolitik" und die Interessen und Bedürfnisse der 12- bis 27-Jährigen in den Fokus des politischen Handelns gerückt hat. Für die Umsetzung der Leitziele „Befähigung und Unterstützung der Jungen Menschen zur Teilhabe in der Gesellschaft, Gewährleistung autonomer Gestaltungsräume und Gewährleistung der Mitbestimmung an gesellschaftlichen Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen", die auf der Homepage der Stadt zu finden sind, ist die Beteiligung bei der Entwicklung eines Konzeptes „Jugendraum(leit)planung" ein Schritt, der den Bedürfnissen und Wünschen eines knappen Drittels der Trierer Bevölkerung Rechnung trägt. Die Chance echte Beteiligungsformen in einem Feld zu entwickeln, welches im Interessensbereich der Zielgruppe liegt, motiviert und lässt junge Menschen demokratische Prozesse unmittelbar erfahren.
In unserem Jugendparlament warten viele Expert*innen (u.a. die AG Freizeit/öffentliche Räume) darauf, mit ihren Kompetenzen und ihrer Expertise in Entwicklungsprozesse eingebunden zu werden, die sie betreffen. Es gilt, im Umgang mit Jugendlichen im öffentlichen Raum Freiräume zu finden, bei deren Gestaltung Jugendliche mit einbezogen werden. „Die Stadt Trier ist eine der 16 Referenzkommunen in der Umsetzung der Jugendstrategie des Bundes 2015-2018 „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“. Seit Oktober 2017 nimmt die Stadt Trier zudem, als eine von vier Kommunen, an der rheinland-pfälzischen Jugendstrategie „JES! Eigenständige Jugendpolitik mit PEP vor Ort“ (2017-2019) teil und knüpft somit an die Bundesstrategie an. „JES!“ steht dabei für „jung, eigenständig, stark“. (https://www.trier.de/leben-intrier/soziale-planung/jugendhilfeplanung/eigenstaendige-jungendpolitik)
In Trier bestehen bereits einige Strukturen der kommunalen Jugendpolitik, zum Beispiel das Jugendparlament. Es ist neben vielen Fachkräften der Jugendhilfe ein wichtiger Partner in der gemeinsamen Weiterentwicklung einer „Eigenständigen Jugendpolitik". So wurde unter der Federführung des Jugendamts eine Steuerungsgruppe eingerichtet, die sich um die Weiterentwicklung der kommunalen Jugendstrategie kümmert. Die Jugendkonferenzen und das Jugendparlament in 2018 und 2019 sind Ergebnisse des Bemühens der Stadt Trier, „eigenständige Jugendpolitik“ umzusetzen.
Aus beiden Jugendkonferenzen gingen mit einem hohen Anteil Wünsche und Forderungen hervor, die „öffentlicher Raum und Jugendräume“ thematisieren. Die Umsetzung des Antrags nähme die Forderung der AG Spielraum aus dem Jahr 2008 auf und könnte ein erster Schritt sein, die Bedarfe junger Menschen in Trier explizit zu thematisieren.
Lara Tondorf, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
Theresia Görgen, jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion
Julia Bengart, jugendpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion
Norbert Freischmidt, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion
Christiane Probst, jugendpolitische Sprecherin der UBT-Fraktion
Kategorie
Anträge | Kinder/Jugend/Familie | Soziales | Stadtratsfraktion
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