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30.01.19 –
Der Antrag wurde von der Tagesordnung abgesetzt, da es sich um ein Geschäft der laufenden Verwaltung handle, bei dem die Fraktionen kein Antragsrecht haben.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Wolfram Leibe,
liebe – Mitmenschen,
als ich den Antrag für einen Leitfaden zu einer vielfältigen und gerechten Sprache in der Stadt Trier formuliert hatte, habe ich ihn einem Freund zum Gegenlesen geschickt. Seine Reaktion: „ein Anliegen, das so selbstverständlich scheint, dass man eigentlich keinen Leitfaden haben dürfte“.
Ja, es sollte selbstverständlich sein, dass alle Menschen gleichberechtigt an unserer Gesellschaft teilhaben und demzufolge sollte es auch selbstverständlich sein, dass alle Menschen gleichberechtigt in unserer Sprache sichtbar sind. Denn Sprache ist zentraler Bestandteil unseres täglichen Miteinanders, Sprache prägt unser Zusammenleben. Sprache schafft und verfestigt Wertvorstellungen und Haltungen und wirkt sich somit auf unser Denken und Handeln aus.
Und dennoch ist es immer noch alles andere als selbstverständlich, dass Männer UND Frauen, Menschen verschiedenen Geschlechts, verschiedener ethnischer Herkunft oder auch Menschen mit Behinderung gleichberechtigt in unserer Sprache sichtbar sind. Allein hier im Stadtrat zeigt sich das an vielen Stellen. Das ist mir gleich in meiner ersten Sitzung im Sommer vergangenen Jahres aufgefallen und aufgestoßen. Und das war auch der Anlass für mich, diesen Antrag zu stellen.
Damals stand auf der Anzeigetafel noch „Aktueller Redner“ – auch, wenn eine Frau geredet hat. Auf dem kurzen Dienstweg ließ sich der „Aktuelle Redner“ rasch in „Aktuelle Rede“ umwandeln. Die folgenden Redebeiträge werden aber immer noch unter der Überschrift „Rednerliste“ angekündigt. Es würde genügen, hier zwei Buchstaben zu entfernen, um für Gleichberechtigung zu sorgen. Das Beispiel zeigt, wie leicht es ist, Sprache so zu gestalten, dass sich alle angesprochen fühlen. Und solche Beispiele gibt es viele. Und solche Beispiele soll der hier geforderte Leitfaden enthalten.
Der Leitfaden soll eine Handreichung für die Verwaltung sein, er soll Empfehlungen enthalten, wie sich in den zahlreichen Publikationen, von der Homepage bis hin zu Broschüren eine vielfältige und gerechte Sprache anwenden lässt, ohne große Mühe und ohne sich verbiegen zu müssen. Zahlreiche Städte machen das bereits vor.
Sprache beschränkt sich dabei nicht nur auf Texte. Auch Bilder sprechen ihre eigene Sprache und prägen unser Bewusstsein. Eine Sprache, die gerecht ist in Wort und Bild macht auch die vielfältigen Lebensformen sichtbar, etwa, indem beim Thema Familie auch ein alleinerziehender Vater zu sehen ist, eine berufstätige Mutter oder ein gleichgeschlechtliches Paar.
Menschen mit Behinderung sollen genauso selbstverständlich Teil der Sprache sein wie Menschen mit Migrationshintergrund oder verschiedenen Glaubens, und zwar nicht nur bei den Themen, die ausdrücklich diesen Teil der Bevölkerung behandeln, sondern in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.
Bei Themen, welche die Arbeitswelt betreffen, sind Frauen in technischen Berufen genauso darzustellen wie Männer bei Tätigkeiten in sozialen Einrichtungen. Berichte über Freizeit und Sport nennen und zeigen Frauen beim Fußball oder Männer beim Yoga, und zwar jeweils Jung und Alt, mit oder ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund.
Der Freund, der meinen Antrag als „eigentlich selbstverständlich“ bezeichnet hat, macht übrigens kein Yoga. Er macht Qigong. Nicht unbedingt ein Beispiel, womit üblicherweise sportliche Aktivitäten von Männern illustriert werden. Ein Beispiel, das zeigt: Vielfalt in Wort und Bild kommt auch Männern zugute. Vielfalt in Wort und Bild zu fordern, soll eben gerade nicht eine gesellschaftliche Gruppe bevorzugen. Sondern: Vielfalt in der Sprache soll unsere Lebenswirklichkeit widerspiegeln, alle Menschen ansprechen und so zu einem wertschätzenden Miteinander beitragen.
Daher bitte ich Sie, dem Antrag zuzustimmen.
Kategorie
Demokratie/Teilhabe | Gender | Inklusion | Reden | Stadtratsfraktion
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