Stadtrat 10.03.2020: Rede unseres Fraktionsmitglieds Nicole Helbig zum Antrag "Beitritt der Stadt Trier zum Verein 321-2021: Jüdisches Leben in Deutschland e.V."

Wir als Grüne begrüßen den Antrag der CDU-Fraktion dem Verein 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V. beizutreten. Denn wir haben dazu in Deutschland eine besondere gesellschaftliche und politische Verpflichtung. Dieser müssen wir unbedingt nachkommen.

11.03.20 –

Wir als Grüne begrüßen den Antrag der CDU-Fraktion dem Verein

321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.beizutreten.

Denn wir haben dazu in Deutschland eine besondere gesellschaftliche und politische Verpflichtung. Dieser müssen wir unbedingt nachkommen.

Im Speziellen für Trier ist eine jüdische Gemeinde seit der Antike nachweisbar. Erste Funde gibt es bereits aus dem 2. Jahrhundert. Ein weiterer Fund auf dem Fragment einer Öllampe aus dem 4. Jahrhundert, welches die Darstellung einer Menora zeigt, unterstützt die Geschichtsschreibung; was folgerichtig nur heißen kann:
christlich und jüdisches Leben in Trier sind eins.

Verschiedene Phasen von Vertreibung und Neuansiedlung von Juden in Trier begleiten die lange jüdische Geschichte unserer Stadt.

Diskriminiert und drangsaliert wurden die Mitbürger jüdischen Glaubens stets in der Deutschen Geschichte; lediglich Intensität und Brutalität waren unterschiedlich. In der Zeit des Holocaust wurden fast alle Trierer Juden deportiert. Zum Glück haben wir heute wieder eine jüdische Gemeinde in unserer Mitte. Doch die vielen antisemitischen Äußerungen, die Hetze, die Straftaten mit antisemitischen Hintergrund, die es derzeit in ganz Europa gibt, dürfen wir nicht akzeptieren und zulassen. Dem entgegenzutreten, der stetige Dialog und das dauerhafte Gedenken sind Teil unserer Identität und unsere Verpflichtung.

Unser Beitritt zu diesem Verein wird hoffentlich nur ein erster Schritt sein, um die Historie des jüdischen Lebens in Trier angemessen zu würdigen.

Somit könnte dieser Beitritt und das anstehende Jubiläumsjahr ein Auftakt für die Planung eines jüdischen Dokumentations- und Begegnungszentrums sein.

Exemplarisch dafür könnte die Judengasse stehen. Ein aktives jüdisches Gemeindeleben ist seit dem 13. Jahrhundert in Trier nachweisbar. Das Haus Nummer 2 in der Judengasse (aus dem Jahr 1235) ist das älteste erhaltene jüdische Wohnhaus Deutschlands.

Auch der Nachweis einer Mikwe (eines jüdischen Ritualbads) in der Judengasse 4 steht für die exponierte Lage.

So lasst uns gemeinsam über die Parteigrenzen hinweg für das jüdische Leben in unserer alten Stadt einstehen und einen Ort der Information, des Gedenkens, aber auch der Begegnung und des Gesprächs einrichten.

Stimmen wir für den Beitritt zum Verein und nehmen wir dies als Startschuss für ein anspruchsvolles Projekt, um jüdischen Leben den Stellenwert in Trier zu geben, den er verdient.

Nicole Helbig
Kulturpolitische Sprecherin von Bündnis90/die Grünen

 

 

 

 

 

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Kultur | Reden | Stadtratsfraktion

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