26.01.16 –
Trotz anfänglicher Vorbehalte und Ablehnung, so wie wir sie heute bei einem Teil der Bevölkerung auch erleben, wurde diese Integration gut gemeistert. Historiker sind sich einig: Ohne die damalige Zuwanderung hatte es kein so großes Wirtschaftswunder gegeben. Auch in Trier gab es einen Bauboom: Stadtteile wie Heiligkreuz und Feyen entwickelten sich. Namen wie Sudeten-, Pommern- und Memelstraße zeugen davon. Nun zwingen uns die Flüchtlingsströme wieder zur Bewältigung großer Aufgaben, aber in kleineren Dimensionen wie in den 50er Jahren. Voraussichtlich kann oder will nur ein geringer Teil der Asylsuchenden bleiben. Eine zwingende Aufgabe der Politik ist aber, für sie Wohnraum zu schaffen. Dies ist in Trier bisher gut gelungen. Unter anderem sollen in Filsch für 250 bis 300 Asylsuchende Wohnungen gebaut werden. Das sind sieben Prozent des Neubaugebiets. Schon melden sich „Bedenkenträger“ mit Stichworten wie Ghettobildung, Kriminalität, Wertverlust, Überfremdung. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Integration gelingen kann, ja durchaus vorteilhaft ist. Was spricht dagegen, dass es in 20 Jahren auch in Trier eine Aleppostraße gibt?
PS: In den 50ern gab es den gesetzlichen „Lastenausgleich“: Vermögende mussten eine Art Sondersteuer zahlen, um die Integration mit zu finanzieren. Dies steht nicht zur Debatte. Allerdings haben wir Jahrzehnte von offenen Grenzen profitiert und Werkzeugmaschinen, Autos, Chemieprodukte und Waffen exportiert. Nun kommen über die offenen Grenzen Menschen statt Waren. Da ist es doch nicht mehr als gerecht, wenn wir auch ein wenig „Lastenausgleich“ betreiben.
Richard Leuckefeld
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