04.12.19 –
Das wohl attraktivste Charakteristikum des Zirkus ist seit jeher seine Zurschaustellung des Außergewöhnlichen. Bis ins 20. Jahrhundert vergnügten wir uns mit „Abnormitätenschauen", bei denen Menschen mit körperlichen Fehlbildungen vorgeführt wurden und bis 1958 gab es „Rassenschauen", bei denen Menschen mit fremdem Aussehen gezeigt wurden. Derartiges ist heute richtigerweise mit der unantastbaren Würde des Menschen nicht mehr vereinbar.
Schade, dass der Schutz der Tierwürde unserer Entwicklung immer einen Schritt hinterher hinkt. Die Inszenierung von Tieren in realitätsfremden Umgebungen, in denen ihre Dressur als für sie sinnstiftende und Glück erzeugende Beschäftigung dargeboten wird, ist in Deutschland nach wie vor gängige Praxis. Doch der Blick auf uns selbst, das Erkennen der eigenen Würde, das Erkennen unseres eigenen Wunsches nach einem selbstbestimmten Leben in Freiheit, bietet Potenzial, den Blick zu erweitern. Niemand möchte diszipliniert, mit Peitsche und Stock dressiert, ständigem Lärm ausgesetzt oder andauernd in beengten Behausungen durch die Gegend transportiert werden. Verhaltensforscher für Tiere dokumentieren immer wieder die negativen Auswirkungen der Haltungsbedingungen im Zirkus auf die Psyche der Tiere.
Wir fordern seit vielen Jahren, dieser würdelosen Praxis ein Ende zu setzen. Auch der Bundesrat fordert, zumindest bestimmte Tierarten in Zirkussen zu verbieten. Doch die Bundesregierung ist bisher keiner Aufforderung nachgekommen. Daher werden wir am 17. Dezember traditionsgemäß unseren alljährlichen Antrag zum Wildtierverbot in Zirkussen stellen.
Jonglage, Akrobatik oder Komik – der Zirkus kann fantastische Fähigkeiten des Menschen zeigen, auch ohne Tiere.
Dinah Hermanns
Kategorie
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