Häusliche Gewalt macht keine Coronapause

09.03.21 –

Gestern war Weltfrauentag - zur Stärkung der Frauenrechte, zur Ermutigung, für Feminismus und Gleichberechtigung einzustehen und diese einzufordern, aber auch sich daran zu erinnern, welche Rechte sich Frauen bereits erkämpft haben!

Frauen in Führungspositionen: In Deutschland waren im Jahr 2019 ungefähr 30% der Führungspositionen von Frauen besetzt (statistisches Bundesamt – https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Frauenanteil_Fuehrungsetagen.html).
Frauen sind Opfer von 81 % der Partnerschaftsgewalt in Deutschland (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend).


Die Corona-Pandemie beeinflusst unser Alltagsleben. Seit ungefähr einem Jahr müssen wir zum Schutz der Schwächsten und der gesamten Gesellschaft unsere sozialen Kontakt reduzieren. Wir befinden uns im
zweiten Lockdown. Dies hat einen Einfluss auf unser Wohlbefinden, unsere Lebenszufriedenheit, unsere soziale Kompetenz und auch auf häusliche Gewalt.


Die erste große repräsentative Studie, die den Einfluss der Corona-Lockdown-Maßnahmen auf die häusliche Gewalt untersucht, wurde im vergangenen Jahr von der technischen Universität München durchgeführt. Im März wurden 3800 Frauen befragt über ihre Erfahrungen mit häuslicher Gewalt. Die Befragung war hinsichtlich Alter, Bildungsstand, Einkommen, Haushaltsgröße und Wohnort repräsentativ für Deutschland. Die Forscher*innen interessierten die „Auswirkungen der Pandemie, aber besonders die Einschränkungen des öffentliche Lebens auf die Fälle von häuslicher Gewalt und welche charakteristischen Merkmal diese aufweisen“. Die Ergebnisse: 3,1 % der Frauen werden Opfer von häuslicher Gewalt (mindestens eine körperliche Auseinandersetzung), und 3,6 % der Frauen werden von ihrem Partner zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Auslöser: finanzielle Sorgen, der Verlust des Arbeitsplatzes, Kurzarbeit aufgrund der Pandemie.

Anzumerken ist, dass diese Zahlen nicht mit Erhebungen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie zu vergleichen sind, da bisherige Studien über Gewalterfahrungen sich auf einen längeren Zeitraum beziehen und sich diese hier lediglich auf ein Monat beschränkt. Ungefähr 50 % der Opfer kannten die Telefonseelsorge, jedoch nur 4 % haben diese dann auch kontaktiert. Nur 34 % kannten das Hilfetelefon „Gewalt an Frauen“.


Wir fordern: Bestehende Hilfsangebote müssen großflächiger in der Öffentlichkeit beworben werden und möglichst per Internet Chat erreichbar sein, so dass Frauen, die intensiv von ihrem Partner kontrolliert werden, sich Hilfe suchen können. Es freut mich, dass unser gemeinsamer Antrag im letzten Jahr eine Mehrheit im Trierer Stadtrat bekommen hat und die Dezernentin sich darum bemüht.

Eine weitere systematische Befragung bezüglich der zweiten Lockdown-Phase, in der wir uns noch befinden, liegt noch nicht vor. Expert*innen schätzen, dass die Dunkelziffer von häuslicher Gewalt hoch ist.

Passen Sie in ihrer Nachbarschaft auf, denn häusliche Gewalt ist ein schleichender Prozess. Wenn Ihnen etwas auffällt, sprechen Sie darüber, wenden Sie sich an bestehende Angebote und besprechen Sie gemeinsam mit Experten, was sie tun können. Auch wenn unsere Kontaktmöglichkeiten eingeschränkt sind, unsere Solidarität bleibt bestehen. Dazu kann jede und jeder von uns beitragen. Erinnern wir uns an unsere Gemeinschaft, insbesondere im eigenen Viertel, im eigenen Haus. Nebenan könnte es Menschen geben, die aktuell Ihre Hilfe mehr benötigen als vor dieser Pandemie. Denen Sie helfen können, denn häusliche Gewalt kann es auch in Ihrem Viertel geben.
Wenn Sie selbst Opfer sind und diesen Text gelesen haben: Es gibt Hilfsangebote und Menschen, die an Sie denken. Sie können sich Hilfe suchen, auch wenn Sie zunächst jemanden in der Apotheke ansprechen. Gewalt ist nicht in Ordnung, und Sie haben keine Schuld daran!

 

Lara Tondorf

Jugendpolitische Sprecherin

Kategorie

Gender | Kinder/Jugend/Familie | Rathauszeitung | Stadtratsfraktion

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